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Ausstellung »SCHREIN«

Eröffnung: 16.4.22, 19 Uhr
16.4.22 bis 28.5.22

NeuDeli, S.-Bach-Str.23, 04109 Leipzig
Öffnungszeiten: mittwochs und samstags von 16-18 Uhr und nach Vereinbarung

 

SCHREIN

Einen SCHREIN versteht man gemeinhin als Aufbewahrungsort für eine Reliquie oder ein Kultobjekt, das in unterschiedlichen Religions- und Kulturkreisen die Verbindung zum Transzendenten oder zur Gottheit herstellen soll. Ein SCHREIN verbirgt und offenbart zugleich ein Geheimnis. Der Leipziger Künstler Jens Schubert spielt mit dieser Symbolik und erzeugt durch atmosphärische Farbigkeit einen Raum ganz eigener Art, der einem Kultraum gleicht.
Inspiriert von der Natur lässt der Künstler durch farbliche Sinneseindrücke – einmal kühl, das andere Mal warm – Harmonien entstehen, die beim Betrachten Emotionen erzeugen. Dabei ist der Ursprung der Farbe das Licht. Die Erscheinung des Lichtes als kosmisches Phänomen hat zahlreiche metaphorische Bedeutungsaufladungen erfahren. Von babylonischen oder altägyptischen Götterlehren angefangen bis hin zur christlichen Mystik versinnbildlicht Licht: Leben, Reinheit, Ordnung oder gar das Göttliche. Gerade die Natur lehrt uns durch beeindruckende Lichtphänomene, sei es ein strahlender Sonnenuntergang oder blitzhellerleuchtete Gewitterwolken, die Kleinheit und Verletzlichkeit des menschlichen Lebens anzuerkennen und zu achten. Dass Schubert einen ganzen Raum wie ein sphärisches Prisma gestaltet, ermöglicht bei der Betrachtung das direkte Eintauchen in einen SCHREIN aus Farbe und Licht. Kleine „Votivheftchen“ kommunizieren symbolhaft durch Form und Farbe mit den Wänden. Es scheint ein Ausdruck seiner Interpretation von Wirklichkeit und seiner spezifischen Suche nach Wahrheit zu sein. Durch Formschablonen bunt-geschnittene Papierblätter überschneiden und überlagern sich. Ein Feder- oder Blattkleid entsteht, die Wände werden lebendig und bewirken ein differenziertes In-sich-Hineinhören und eine Selbstvergewisserung über das eigene Ich im Bezug zur Umwelt.
Wie das Blattwerk von großen Bäumen lichtdurchflutet Farben und Bilder malt, so installiert der Künstler den SCHREIN-Raum und erweitert unseren Blickwinkel. Im Japanischen existiert ein eigener Ausdruck für die Atmosphäre, die erzeugt wird, wenn Sonnenlicht durch Baumkronen strahlt – Komorebi (木漏れ日). Analoges schafft der Künstler mit diesem Werk, das Eintauchen in eine andere Wirklichkeit, in neue Gedanken, die unsere Interpretation von Welt ändern können – „denn von den Vorstellungen nimmt die Seele ihre Farbe an.“

Dr. Michael Wächter

 

Die Ausstellung wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig sowie der Stiftung Kunstfonds, NEUSTART KULTUR.

Jens Schubert